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Stalker im Käfig

9.9.2025

Hast du schon einmal vom Wasserstalker gehört?

Auf Utube klicke ich Videos über Updates in der Zone an, aber ich spiele S.T.A.L.K.E.R. 2 nicht mehr. Gehört jemand noch dazu, wenn es keinen Kreis, kein Spiel, kein Gefängnis mehr gibt? Bin ich noch im Kreis? Eine Frage des Wasserstalkers lautet: Kann man vom Gefängnis aus über das Gefängnis urteilen?

Über das Gefängnis zu schreiben, bringt mich zurück in das Gefängnis. Roman Magnet und Dima Lebenslänglicher sitzen beim Lagerfeuer und reden über den Wasserstalker. Sie hören, wie ich vorbeigehe, und rufen mir zu, „we’re your friends, we’re not like the others, man, really“. Sie fordern mich auf, mich zu ihnen ans Lagerfeuer zu setzen und ein paar Geschichten über den Wasserstalker anzuhören. Vielleicht setze ich mich dazu, vielleicht werde ich am Lagerfeuer in Gesellschaft von Magnet und Lebenslänglicher endlich verstehen, was es mit dem Wasserstalker auf sich hat. Was bedeuten seine Worte? Ich starre in das Feuer.

Ich kenne inzwischen alle Enden von S.T.A.L.K.E.R. 2 und ich kenne die Übersicht der Steam-Achievements auf trueachievements.com, Stand April 2025:

She will never be free (Strelok): 4%
Project Y (Kaimanov): 3%
Brave new world (Korshunov): 4%
Today never ends (Scar): 1%

Viele tun, was Strelok sagt, und wenige folgen Scar. Ich bin nicht überrascht, dass es so ist. Ich erinnere mich, ich redete, beim Essen, ICH WAR strelok ICH STAND im gefängnis UND REDETE MIT DER radioaktivität BLABLA IM RÜCKEN DIE RUINEN VON EUROPA (Heiner Müller: Hamletmaschine). Ich erinnere mich daran, kein gutes und dann noch einmal kein gutes Ende erreicht zu haben. Ich habe es nicht gut gemacht, aber wie hätte ich es besser machen können?

Lebenslänglicher erzählt, was er vom Wasserstalker gelesen hat: „L’avenir appartient aux fantômes“. Magnet fragt, ob das wahr oder falsch sei.

Today never ends: Am Ende blühen die Mohnblumen. Jemand schlägt seinen Stalker-Umhang um mich und sagt, „Reality … is whatever you think is real.“ Ich werde schläfrig. „Waved in the air, the red covers made the square resemble a field ablaze with butterflies“ (Ross Terrill: Mao – A Biography). Mit der Aussage Reality is whatever you think is real kann ich etwas anfangen, aber mich verstört die Vorstellung, beim Lagerfeuer never-ending Dad-Jokes anhören zu müssen. Qu’est-ce que la réalité ? Ernst von Glasersfeld schreibt, Realität sei „in der konstruktivistischen Perspektive eine Fiktion und zudem eine gefährliche, denn sie wird von Rednern und Autoren zumeist dazu benützt, dem, was sie behaupten, den Anschein absoluter Gültigkeit zu verleihen“ (Ernst von Glasersfeld: Fiktion und Realität aus der Perspektive des radikalen Konstruktivismus). Today never ends zeigt die Welt auch als Realität. Magnet sagt, wir seien die Screen Junkies, Lebenslänglicher sagt, Zombies, Lebenslänglicher sagt, Smombies und Magnet und Lebenslänglicher lallen zusammen, Jugendword cringewort des Jahres Millenial naja Doitschland. Ich lese ein Posting des Wasserstalkers: Willst du absolute Gültigkeit?

Haben die verschiedenen Enden, zumindest drei der vier, etwas gemeinsam? Geht es in allen Enden nicht irgendwie darum, dass ich vor dem Bildschirm mehr weiß als ich im Bildschirm? Mir vor dem Bildschirm wird die Realität mit dem Anschein absoluter Gültigkeit gezeigt, und darin sehe ich mich, Skif, im Bildschirm, wie ich getäuscht oder eingesperrt werde? Mir im Bildschirm bleibt etwas verweht, das mir vor dem Bildschirm gezeigt wird.

Der Wasserstalker postet ein Foto von sich selbst.

Ich lese Die Wand von Marlen Haushofer und bin begeistert vom Text. Im Tonfall von TikTok: die frau lebt in einer jagdhütte muss lernen mit tieren einer katze einem hund und einer kuh zu überleben und sich alles selbst zu organisieren. Ich würde verhungern, weil ich wirklich keine Ahnung von etwas außerhalb des Bildschirms und des Texts habe, und ich bewundere die Frau in ihrem Gefängnis, wie sie dort mit der Katze und den Tieren lebt und arbeitet und erntet und beobachtet und aufschreibt. Mir gefällt es, dass so lange so wenig (so viel) passiert. „Ich saß ganz still in der Sonne und sah den Faltern zu, und ich glaubte eine Zeitlang dachte ich wirklich gar nichts“ (Marlen Haushofer: Die Wand).

Das Gefängnis, Roadmap Q4 2026.

S.T.A.L.K.E.R. 2 ist ein Spiel darüber, welcher Richtung man folgt. Wenn du das Spiel zu Ende bringst, beantwortest du die Frage, wem du dich anschließt. Ich schließe mich, wie die meisten anderen auch, der Figur an, die die Zone zu einem Gefängnis macht. „Kann ich mich in der Zone selbst erkennen?“ In einem Gefängnis ist man nicht frei, man ist dort eingesperrt – gegen den eigenen Willen. Aus einem Gefängnis will man heraus. Man verzweifelt in einem Gefängnis. Marlen Haushofer schreibt in Die Wand: „Es soll Gefangene gegeben haben, die Ratten, Spinnen und Fliegen zähmten und anfingen, sie zu lieben. Ich glaube, sie verhielten sich ihrer Lage angemessen. Die Schranken zwischen Tier und Mensch fallen sehr leicht. Wir sind von einer einzigen großen Familie, und wenn wir einsam und unglücklich sind, nehmen wir auch die Freundschaft unserer entfernten Vettern gern entgegen. Sie leiden wie ich, wenn ihnen ein Schmerz zugefügt wird, und wie ich brauchen sie Nahrung, Wärme und ein bißchen Zärtlichkeit.“

Ich brauche „ein bißchen Zärtlichkeit“, schreibt Haushofer, so wie die Ratten und Spinnen und Fliegen und Stalker – und: ich auch? Ist das überhaupt so, mit der behaupteten Freundschaft zu den entfernten Vettern? Eine Motte könnte ihr gesamtes Leben in einem alten Schokoladenikolaus verbringen: Das kleine Mottenwürmchen windet sich heimlich durch die Aluminiumfolie, knabbert einen Weg durch die Schokolade und verpuppt sich im dunklen Hohlraum; dort schlüpft die Motte und findet aus dem dunklen Gefängnis aus Schokolade nicht mehr heraus. Sie verbringt ihr Mottenleben im Inneren des Schokoladenikolaus und stirbt. Ich erinnere mich an Werner Kofler, an In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor, und denke, dass das Ende doch nicht so schlecht ist. In ihrem Schokoladenikolausgefängnis war die Motte ihr eigener Direktor. Hat ihr das geholfen? Was ist das für eine Analogie?

Ich weiß nicht, ob ich aus dem Gefängnis heraus möchte. Was befindet sich außerhalb des Gefängnisses? Er kenne das Gefängnis, schreibt der Wasserstalker, und er wisse, was sich hinter der Grenze des Gefängnisses befinde, was mir im Gefängnis verborgen bleibe. „Es war besser, nicht an die Wand zu denken“ (Marlen Haushofer: Die Wand). Ich glaube nicht an eine Welt hinter der Welt, und ich will auch nicht aus dem Spiel heraus, ich möchte in das Spiel hinein. „This running against the walls of our cage is perfectly, absolutely hopeless.“ (Ludwig Wittgenstein: Lecture on Ethics)

Ein „bißchen Zärtlichkeit“, die Freundschaft der entfernten Vettern: Ein Lagerfeuer wärmt und beim Lagerfeuer kann es zwischen den Stalkern, „Wir sind deine Freunde, wir sind nicht wie die anderen, Mann, ehrlich“, auch Zärtlichkeit geben. Man muss sich zusammenschließen, mit den anderen, beim Lagerfeuer, im Feuer. „Die Wandervogel-Bewegung hatte besonders Jugendliche dazu ermutigt, [...] am Lagerfeuer Volkslieder zu singen, [...] und sich vielleicht sogar auf andere Weise nahezukommen.“ (Philipp Blom: Die zerrissenen Jahre, 1918–1938)

Ich will immer noch in Rostok mit Liontschik Angeber schlafen. Ob das im nächsten Patch möglich sein wird? Wird jemand dafür einen Mod schreiben?

Das Gefängnis ist 164 GB groß.

Soll der Stalker am Lagerfeuer einen Treueschwur oder was auf den Wasserstalker leisten? Passt das zum Stalker? Muss sich ein Stalker anschließen? Ist das ein konzeptuelles Problem? Als ich zum Rammsteinkonzert gehe, tragen Hunderte Leute vor mir T-Shirts mit dem Spruch MANCHE FÜHREN (vorne) MANCHE FOLGEN (hinten) und alle alle alle strömen in dieselbe Richtung, zur Bühne, wo Rammstein dann fragt, ob ich ihn hören könne, und ich zusammen mit den anderen NEGATIV rufe, und er mit ICH VERSTEHE EUCH NICHT antwortet.

Mich interessiert, was es bedeutet, sich anzuschließen. Bedeutet das mehr (oder weniger?) als ein Abzeichen, das man nicht ablegen kann, im Inventar herumzutragen? Amanda Montell schreibt, dass es ganz einfach die Sprache sei: sich anzuschließen, heißt, in einer bestimmten Weise zu sprechen. MANCHE REDEN MANCHE REDEN NACH.

Ich bin unaufmerksam, dumm und begriffsstutzig, aber ich konnte in S.T.A.L.K.E.R. 2 die Unterschiede zwischen den Fraktionen nicht besonders gut verstehen. Das Spiel macht es dem Stalker auch nicht einfach: Die Fraktionsstalker sehen alle ähnlich aus und sie reden mehr oder weniger das Gleiche. Die einen wollen das leuchtende Gefängnis, die anderen wollen das Gefängnis abschaffen, und wieder andere wollen das echte Gefängnis, aber alle sagen immer Gefängnis, Gefängnis, Gefängnis.

Bei Faust ist klar, dass die Worte, mit denen er über etwas spricht, bestimmen, was das ist, worauf seine Worte fallen. Er sagt, ich zitiere, „Crazy fanatics,“ they say. „Murderers!“ „Brave warriors,“ I tell you! His worthy children! Bist du ein irrer Fanatiker oder ein tapferer Krieger, Stalker? Faust sagt, er kenne die Wahrheit. Der Wasserstalker schreibt auch, dass er die Wahrheit kenne.

Die Stalker reden, aber ihre Unterhaltungen sind zu gefällig, Dad-Jokes, Geschwafel. Ich will Stalker sehen, die wahnsinnig geworden sind und kreischend mit „Fleischermessern durch eure Schlafzimmer“ (Heiner Müller: Hamletmaschine) gehen. Ich will, dass mein Stalkertelefon klingelt und jemand aus dem Lautsprecher brüllt. Ich will, dass die Fraktionen unterschiedliche Sprachen sprechen oder zumindest verschiedenen Slang benutzen. Ich will einen eigenen Slang haben, ich will mind control, I wanna have control, den perfect body, ich will einen Bombengürtel, ich will vieles und ziele mit dem Gewehr auf dies und das und das und dies, und sage immer, dass das jetzt ein Therapieerfolg sei.

Kennst du das Buch Die zerrissenen Jahre von Philipp Blom? Ich zitiere: „Wie kann ich in einer Welt leben, deren Werte und Vorstellungen plötzlich wertlos geworden sind? Diese Frage trieb viele von ihnen in die Arme der großen Ideologien.“

Ist das eine Erklärung oder eine Frage? Blom schreibt auch:

Faschismus, Sozialismus und Kommunismus können nicht nur als politische Religionen beschrieben werden, sie erfüllten auch eine religiöse Sehnsucht nach Ordnung, Sinn und Ziel, die in der von Zerrissenheit und Nihilismus geprägten Atmosphäre der 1920er und 1930er Jahre besonders ausgeprägt war.

Ordnung, Sinn und Ziel klingen nach viel mehr als „ein bißchen Zärtlichkeit“. Aber angenommen, es wäre so: Da ist die Welt ohne Sinn und da bin ich, im Gefängnis, und ich will Zärtlichkeit, die Ordnung, den Sinn. Du willst Antworten, sagt der Wasserstalker, du willst Wasser. Ich bin mir selbst nicht genug. Noch bevor ich etwas entgegnen kann, sagt der Wasserstalker, dass es bei ihm genug Wasser gebe.

Kann man außerhalb des Gefängnisses über das Gefängnis urteilen?

Vermutlich reicht ein Wunsch nach „ein bißchen Zärtlichkeit“. Amanda Montell schreibt: „Human beings are really bad at loneliness. We’re not built for it. People have been attracted to tribes of like-minded others ever since the time of ancient humans, who communed in close-knit groups for survival. But beyond the evolutionary advantage, community also makes us feel a mysterious thing called happiness“ (Amanda Montell: Cultish: The Language of Fanaticism). Ich rufe das SM-Profil des Wasserstalkers auf und klicke auf MANCHE FOLGEN.

 

Vor 30 40 50 60 Jahren singen Tocotronic Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein, und

ich weiß nicht, wofür ich stehe
ich bin nur hier, weil ich muss
ich weiß nicht, wofür ich lebe
ich weiß nicht mal, ob ich’s muss

und sie – ja, was, singen, behaupten, ironisieren, dass die Handbewegungen und Worte einen besonderen „besonderen Sinn“ hätten, wenn sie innerhalb einer Bewegung stattfinden und

Ich kenne mich mit Musik so gut aus! Rammstein und Tocotronic habe ich schon erwähnt, aber ich kenne noch ganz viele andere Bands und Lieder. Ich kenne zum Beispiel Laibach und Opus – und Sofia Isella. Kennst du Sofia Isella auch? „Art does not interpret itself“, singt sie, und das gilt noch viel allgemeiner: Das Gefängnis interpretiert sich nicht selbst, sagt der Wasserstalker, und ergänzt, dass Interpretieren auch Arbeit sei, Interpretationsarbeit, und er wisse, wie zermürbend es sei, alles sein zu können, was man sein möchte; deshalb sei er der Wasserstalker geworden. Interpretieren sei Arbeit und Arbeit müsse bezahlt werden. Er sei da, um mir zu helfen. Der Wasserstalker sagt, dass ich jetzt zum Kreis der Wasserstalker gehöre und er beginnt mit seiner Interpretation. Die Zone ist …

millennials’ parents told them they could grow up to be whatever they wanted, but then that cereal aisle of endless “what ifs” and “could bes” turned out to be so crushing, all they wanted was a guru to tell them which to pick. (Amanda Montell: Cultish: The Language of Fanaticism)

und 60 50 40 30 Jahre später schreibst du in deine Bio, dass du in deiner water era wärst und gibst deine Pronomen an.

Der Mensch ist das noch nicht festgestellte Tier, schreibt Nietzsche. Der Stalker geht in die Zone, weil dort nichts feststeht: Das Gefängnis setzt sich nach jeder Emission neu zusammen. Der Stalker beobachtet, wie sich die Mitglieder der verschiedenen Fraktionen im Gefängnis gegenseitig töten. Der Wasserstalker fragt mich, was meine Pronomen seien. Ich antworte mit Täter/Opfer, und er sagt, dass ich jetzt Wasserstalker sei und als solcher angesprochen werden darf, werden soll, werden muss. Die Stalker sind in das Gefängnis gekommen, „to be whatever they wanted“ (Amanda Montell: Cultish: The Language of Fanaticism), aber diese Freiheit (nicht die Fraktion) zermalmt sie. Nach der Aufnahme in den Kreis der Wasserstalker verstehst du auch nicht besser, was die Worte in der Wasserstalker-Bio bedeuten, aber es fühlt sich richtig an, sie zu verwenden.

Sich anzuschließen, heißt, „ein bißchen Zärtlichkeit“ zu bekommen. Der Wasserstalker schickt mir eine liebe DM, in der steht „Ich bin dein Wörterbuch“. Wasserstalker Magnet fragt, ob ich „Art does not interpret itself“ kenne. Er liest mir die Kommentare unter dem Posting vor:

„You’re in my algorithm for a reason 🔥🔥🔥🔥“

„Sofia , I’m glad to be born in your generation“

„This will always heal a part of me“

„I love it“

„Such a genius song in lyrics and delivery. Can’t wait to sing it with you in November!! 🐰“

„i love sofia isella 🐰🐰🐰🐰“

„♥♥“

Als ein Hasskommentar kommt („This music again? Do you have others? 😂“), kommen darunter andere Hasskommentare („do you say this to literally any other artist when they’re playing their top hits?“, „you‘re a old man in a girls comment section complaining btw.“, „how many songs did you make, hm?“ usw.) – das ist meine Familie, sagt Magnet, und postet einen Hasskommentar mit ein paar Hasenemočis.

your “family”—whose fellow recruits you might call your sisters and whose leaders you might even refer to as Mom and Dad. By this point, you’ve developed a deeply emotional, codependent bond with these people. (Amanda Montell: Cultish: The Language of Fanaticism)

Kurz bevor ich mein Gehirn mit Psi-Strahlen grille, denke ich, nur für mich, bebi es ist so unsexy wenn du von der sprache mitgenommen wirst und nicht du mich mit der sprache mitnimmst, und danach tauche in ab in das Gefängnis und zähle meine Abenteuer auf:

Wie in einem Traum: Ich schieße auf ein Monster, das auch mich zuläuft. Meine Schüsse treffen, aber das Monster läuft davon unbeirrt weiter auf mich zu. Es ist so, als ob meine Schüsse wirkungslos wären.

„Nutze heute Deine letzte Chance: Sichere Dir bis 23.59 Uhr Wasser Digital für sechs Monate zum exklusiven Preis – und profitiere von drei geschenkten Monaten.“

„in my wasser era“

„Als der Monolith verstummt ist, wollte ich hier irgendwo dazugehören. Meinen eigenen Platz finden. Ein Zuhause sozusagen“ (Gespenst)

Ich schnalle mir einen Bombengürtel um, weil ich in den Täterhimmel kommen möchte, indem ich die Fraktionsstalker sprenge, aber leider entdeckt jemand meinen Plan und ich komme nicht in den Himmel, sondern zu „Bené Renko“ (Norbert Maria Kröll: Arcus) ins andere Gefängnis.

„Subscribe for a year to the Wasserstalker and save credits!“

Die Aufzählung, die Liste ist ein Machtinstrument, schau:

  1. Walko Autor
  2. Scheka Bro
  3. Vadim Alligator

Die Liste gibt an, wer auf der Liste steht, und sie gibt auch an, wer nicht auf der Liste steht. Eine Liste reicht aus, um zu unterscheiden, ob jemand member of the club ist oder nicht. Romtschik Motorrad zum Beispiel steht nicht auf der Liste, tut mir leid, Motorrad.

Wenn Romtschik Motorrad kommt und um Eintritt bittet, kann ich sagen, du stehst nicht auf der Gästeliste, Romtschik. In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor, und wenn der Wasserstalker die Party veranstaltet, kann er selbst bestimmen, wer hineinkommt und wer nicht. In meinem Gefängnis ist keine Zelle übrig für dich, Romtschik Motorrad, scher dich zum Gehirnschmelzer, du Schaumschläger.

Wenn du das Token der Zuordnung im Inventar hast, wirst du es nicht mehr los. „Dieser Gegenstand kann nicht abgelegt werden“. Ich darf mit dem Wasserstalker schlafen. In Rostok schlafe ich mit Danko Wasser, Hlib Esel, und Danja Teppich. Ich erschieße Witjok Eisenmann und Temko Kanister. Ich schlafe mit Mitka Romantiker unter den Kühltürmen von Tschornobyl und mit Danja Teppich, noch einmal, in Zalissja „breathing peacefully in the morning air. We shared the dirty hardwood floor, the cold sleeping bag, and the aroma of a life far from glamour and fake smiles“ (Markiyan Kamysch: Stalking the Atomic City). Ich erschieße alle, die keine Wasserstalker sind.

 

In diesem Text ist nun bald alles gesagt. Wie könnte er aufhören (das ist ein Hinweis für den aufmerksamen Leser, wie man so sagt; Ianina Ilitcheva schreibt: „Die aufmerksamen Leser sind gar nicht so aufmerksam“)? In der Rookie Village küsse oder erschieße ich irgendwann den falschen oder den richtigen Stalker.

Magnet und Lebenslänglicher begleiten mich nach draußen, entnehmen meinem Inventar das Token der Zuordnung und ich bin plötzlich ein Mensch, der ich nicht sein wollte. Sie heben ihre Gewehre und schießen mich über den Haufen.

🦌

gesicht
pfirsich
arsch
pfirsich
arsch
hirsch
pfirsich
hirschpfirsich
hirschpfirsichgesicht

S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl

Mai 2025

#0

Ich blättere durch einen Bildband über Tschornobyl (The Long Shadow of Chernobyl mit Fotos von Gerd Ludwig) und sehe Bilder von bandagierten Menschen in Krankenbetten.

Ich schaudere, aber „die Katastrophe von Tschornobyl“ klingt für mich heute nach ferner Vergangenheit. Auch der Bildband wirkt wie ein Relikt. Von einigen Buchseiten mache ich Fotos mit dem Handy, weil mir das bloße Betrachten als zu wenig erscheint. Tschornobyl ist ein durch den Menschen zerstörter Teil der Welt. Wie viele Unfälle hat es in den rund 70 Jahren Nutzung von Atomenergie gegeben, und wie viel Fläche ist für wie viele Jahre dadurch unbewohnbar geworden? Meine Mutter erzählt, sie habe, als sie mit mir schwanger war, Jodtabletten nehmen müssen, „wegen Tschnernobyl“. Vergessen ist Unglück und Segen zugleich. „Die EU-Kommission hat am Mittwoch Atomkraft und Gas offiziell in ihre Taxonomie aufgenommen, die festlegt, welche Finanzinvestitionen als klimafreundlich gelten“ (orf.at, Februar 2022). Kannst du die Toten zählen? Mitka Pille weiß, wo er am 11. März 2011 war, und was er getan hat, als es in den Reaktoren des Kernkraftwerks Fukushima zur Kernschmelze gekommen ist. Mitka sagt, „die Katastrophe von Fukushima“, und ich sage, es gehe um Tschornobyl, und Mitka sagt, „die Katastrophe von Tschernobyl“, und ich antworte, „nein, Tschornobyl, mit o, Slawa Ukrajini“. Fukushima ist Tschornobyl ist Wahnsinn. „Laut einer offiziellen Meldung der ukrainischen Aufsichtsbehörde SNRIU über die IAEA wurde am 14.02.2025 um 00:54 (MEZ) die seit 2019 bestehende neue Schutzhülle ('New Safe Confinement') des stillgelegten KKW Tschernobyl von einer Drohne getroffen“ (radiologischesereignis.gv.at, 14. Februar 2025) oder „Russland beschießt Reaktorhülle von Tschernobyl“ (golem.de, 14. Februar 2025).

„Stellen Sie sich vor, Sie brächten einen großen Globus zum Drehen und feuerten aus einem Revolver Schüsse auf ihn ab.“ (Arkadi und Boris Strugazki: Picknick am Wegesrand)


#1

Ich bin 50 Stunden in S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl und es nimmt kein Ende: Energydrink, Schießen, Nachladen, Sterben, Neuladen, Schraube werfen, Sterben, Neuladen.

„Spielzeit für die Hauptstory: 25 bis 40 Stunden“ steht auf gamepro.de im Artikel Stalker 2-Spielzeit für Hauptstory und alle Nebenaktivitäten - Verabschiedet euch schon mal von eurem Privatleben, und darunter „Spielzeit für Completionists: bis zu 100 Stunden“. Ich bin kein Completionist, aber habe schon 50 Stunden im Spiel verbracht und bestenfalls die Hälfte der Hauptmissionen erledigt. Ich schaudere.


#2

In S.T.A.L.K.E.R. 2 heiße ich Skif und die Geschichte, die im Spiel erzählt wird, beginnt mit einer Explosion in meiner Wohnung. Eine Erschütterung wirft mich ins Geschehen. Es ist Nacht, ich torkle durch die dunklen Zimmer. Feuriges Schimmern ist aus der Küche zu erkennen. Ein Loch befindet sich dort, wo sie früher war. Die Außenwand ist weggesprengt, es brennt.

Du denkst, dass das eine Rakete von den рашистов gewesen sei (die Bilder aus dem Fernsehen), aber es war kein Angriff, es war Zufall, vermutlich, etwas aus der Zone ist eingeschlagen: ein kühl-glühender Stein liegt in den brennenden Resten meines Kühlschranks. Die Alarmanlage eines Autos ist zu hören und im gegenüberliegenden Wohnhaus gehen die Lichter an. Die Küche ist hinüber, die ganze Wohnung ist hinüber. Was geht mich dieser Stein an? „This stone owes me a new home.“ Mit dem Plan, den Stein zu Geld zu machen, lasse ich mich in die Zone bringen.

Die Zone ist die Umgebung rund um das Atomkraftwerk Tschornobyl in der Ukraine (Slawa Ukrajini). Sie ist die Sperrzone, „die man nicht betreten darf“. Beschreibungen fließen ineinander: Da ist die rund tausend Kilometer von mir entfernte Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Tschornobyl in der Ukraine und da ist die Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Tschornobyl in der Geschichte von S.T.A.L.K.E.R.. Diese Sperrzone darf ebenfalls nicht betreten werden, aber man findet in ihr besondere Artefakte, die aus der Zone herausgeschleppt, geschmuggelt und verkauft werden können, und diese Artefakte sind entstanden, weil es einige Jahre nach der ersten Explosion am 26. April 1986 noch eine zweite

S.T.A.L.K.E.R. 2 erzählt die Geschichte, wie ich diesen Stein gegen Geld für eine neue Wohnung eintauschen will, und von einem Trottel zum nächsten wandere. Wie so oft: Alles läuft schief. S.T.A.L.K.E.R. 2 ist nicht die Geschichte, wie ich diesen Stein verkaufe, weil eigentlich interessiert mich meine Wohnung nicht, sie ist nur der Vorwand für die tatsächliche Geschichte: meine Reise durch die Zone.


#3

Ich kaufe S.T.A.L.K.E.R. 2 as it came out, in den ersten Dezembertagen 2024, aber nicht, weil ich mich als Auteur-Dieu du jeu vidéo performen, sondern weil ich meine moralische Überlegenheit zur Schau stellen will. Ich möchte die Entwickler:innen unterstützen: Слава Україні / Slawa Ukrajini. Wie viele Entwickler:innen oder Angehörige, Bekannte, Freund:innen der Entwickler:innen, wie viele Menschen haben den Krieg nicht überlebt? Володимир Анатолійович Єжов von GSC Game World ist im Dezember 2022 bei Bachmut getötet worden.

Ich möchte S.T.A.L.K.E.R. 2 spielen, weil ich S.T.A.L.K.E.R. 1, das heißt, S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl, gespielt habe, 200… keine Ahnung, auf einem Laptop. Ich habe nostalgische Erinnerungen an das Spiel. Als im Jahr 2017 PlayerUnknown's Battlegrounds als Standalone-Spiel veröffentlicht wurde, gab es im Standard eine Besprechung mit der Bemerkung „Wer einst im Shooter 'Stalker' auf Artefaktjagd gegangen ist, dürfte sich schnell zu Hause fühlen“, und ich stimme dem zu. Ich streife durch die weite Landschaft und verstecke mich hinter Bäumen und Felsen. Durch das Visier meines Gewehrs beobachte ich leerstehende Häuser, suche Dächer und Balkone ab nach Zeichen, die auf die Anwesenheit von Gegnern hindeuten. Ich beobachte eine verlorene Gestalt im Schutzanzug und sehe, wie Tiere über sie herfallen; die Gestalt im Schutzanzug kann sich nicht gegen die mutierten Scheusale wehren. Der Stalker denkt: Um den hat sich die Zone gekümmert, hehe. Wird mich dasselbe Schicksal ereignen? Ich bin angespannt. Ich achte auf alles um mich herum. Vom Versteck aus laufe ich geduckt zu einem leerstehenden Haus, haste durch eine offene Tür und hoffe, dass sich dort niemand versteckt, der schneller schießen kann als ich.

Der Reiz von S.T.A.L.K.E.R. ist der Reiz der Erkundung: Was befindet sich in dieser Ruine? Kann ich dieses verfallene Haus betreten? Überall lauern Gefahren. S.T.A.L.K.E.R. spielen zu wollen, bedeutet, den Schritt in die verbotene Zone zu setzen. S.T.A.L.K.E.R. spielt in einem unsafe space, in dem die Regeln der Außenwelt nicht gelten und es keine Sicherheitsnetze gibt. Ein falscher Schritt, und eine Anomalie reißt dich in Stücke.


#4

Ich starte S.T.A.L.K.E.R. 2 zum ersten Mal wenige Tage vor Release des Patches 1.1 und es gefällt mir nicht besonders. Ich treffe mich zum Mittagessen mit Danja Nerv, der vor einigen Jahren Prypjat besucht hat, und er fragt, wie mir S.T.A.L.K.E.R. 2 gefällt. Ich sage, dass es nicht so schön wie im Gameplay-Trailer aussehe, und dass mir die Welt zu voll erscheint. Überall gebe es points of interest, überall Sachen, und eine Kompassleiste, die mir anzeigt, wo ich hinlaufen muss. Wenn ich mich durch die Zone bewege, fixiere ich den gelben Punkt am oberen Bildschirmrand und bewege mich gerade darauf zu. Das ist das Spielprinzip Open World: skif PRINZ UND WURMFRAß STOLPERND VON mission ZU mission auf die letzte mission ZU LUSTLOS IM RÜCKEN DAS GESPENST DAS IHN GEMACHT HAT GRÜN WIE (Heiner Müller: Hamletmaschine). Ich hasple spuckend beim Mittagessen mit Danja irgendetwas über die Hamletmaschine und das Interface daher. Danja sagt, dass das schade sei, ihn aber nicht überrasche, inzwischen sei es „scheiße“ Prypjat zu besuchen, weil die Serie Chernobyl so viele Leute angezogen hätte; er sei noch vor Chernobyl in Prypjat gewesen, wegen S.T.A.L.K.E.R., und nicht irgendeiner Fernsehserie.

Ich öffne die STALKER 2 Interactive Map auf mapgenie.io, und sehe die vielen bunten Pins für die Stashes, Arch Anomalies, Collectible Artifacts, Side Missions, Unique Weapons, Fast Travel Locations & more! Ein, zwei Zoomstufen nach draußen wird die Zone zu einer bunten, unübersichtlichen Pinwand. Ich schaudere.

Ich deaktiviere den Kompass und es gefällt mir besser. Ich bemühe mich. S.T.A.L.K.E.R. 2 ist für mich wie die vierte Staffel einer Serie, über die ich sage, dass ich sie mag, und über die ich nicht zugebe, dass ich sie nicht verstehe, weil ich mich nicht mehr an das erinnern kann, was in den früheren Staffeln passiert ist. Ich kenne mich nicht aus. Es gibt viele Personen mit eigenartigen Namen und ich weiß nicht, wer sie sind.

Im Dezember kritzle ich beim Spielen die Namen der Figuren und der Fraktionen auf einen Zettel, Zenith = Noontide =? Monolith. Faust = Monolith? Wo gehört Richter hin? Sparks? Ich wechsle beim Spielen zwischen deutschen und englischen Untertiteln und es verwirrt mich. Eine Figur sagt Noontide und in den deutschen Untertiteln steht Zenith. Quiet heißt Stiller und Chef heißt Gaffer und Scar heißt Narbe, aber Faust heißt Faust und Richter nicht Judge. Es ist verwirrend.

Es ist vielleicht auch ein Problem, dass ich Clear Sky (2008) und Call of Pripyat (2009) nie gespielt habe. Ich schaue mir Utube-Videos mit Stalker-Lore an, daneben der Zettel mit den Namen. Ich ergänze Duty, Wards, Clear Sky, Freedom, Nimble, Ghost, Fang, Strider, Agroprom, aber verliere den Überblick. Ich kann dieser komplizierten Geschichte mit den vielen Männern und den ganzen Sachen – Brain Scorcher, Wünschgönner, Psi-Strahlung, C-Consciousness und Noosphere – nicht folgen. A Fun Guide to S.T.A.L.K.E.R. Lore von markos_aki ist lustig und mir gefällt Why STALKER Matters: A Retrospective Documentary von Julian Dušan. Ich bin überrascht, zu erfahren, was ich im ersten Teil von S.T.A.L.K.E.R. alles getan und erfahren haben soll. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich durch die Zone geschlichen und dann in Prypjat gelandet bin, wo es wildes Geballer gab.

Abgesehen davon, dass ich der Geschichte nicht folgen kann, verstehe ich auch die Interessen der verschiedenen Fraktionen nicht. Ich kann ungefähr zuordnen, wer zu welcher Fraktion gehört – der, der Scar heißt und in den deutschen Untertiteln Narbe, gehört zu denen, die eine Live-and-let-live/die-Einstellung zur Zone haben, und der mit der Glatze will am liebsten gar keine Zone und Ordnung und Disziplin.

Danko Zucchini fragt mich, welcher Fraktion ich mich in Shadow of Chernobyl angeschlossen habe, und ich antworte mit „gar keiner“. Ich gehe keiner Fahne nach, „und wenn ich müsste, wäre sie schwarz“. Weißt du, was die schwarze Fahne bedeutet, Danko? Ich erinnere mich durch die Lore-Videos, von denen einige mehrere Stunden dauern, wieder an Monolith: Das waren gepanzerte Stalker, richtige Tank-Stalker, die apathisch einen Monolithen, ich meine Phallus, ich meine Hitler, ich meine Putin, ich meine Schwanz, ich meine Monolithen angebetet haben. Die Monolither hocken am Boden und murmeln ihre Gebete oder wischen auf ihrem PDA, weil „der Monolith“ zu ihnen spricht. Ich erinnere mich, dass es mir Spaß gemacht hat, diese Fanatiker zu überfallen und abzuknallen.

So gehe ich durch die Zone, stolpernd von Mission zu Mission zu Verwirrung. Ich finde nicht, dass S.T.A.L.K.E.R. 2 als Shooter besonders gut ist. Ich bewege mich zu langsam und es bringt nichts, wenn ich in Deckung gehe, weil die Schüsse der Gegner die Mauern durchdringen. Ich werde oft entdeckt und beschossen, ohne dass ich sehe, von wem oder von wo aus. Alle Gegner treffen immer, ich treffe kaum jemals. Die Gegner tragen Tarnanzüge und ich sehe sie nicht. Die Schüsse aus ihren kaputten Gewehren sind tödlich. Ich werde von einer Gruppe der gegnerischen Fraktion beschossen, laufe hinter einen Baum und werde abgeknallt, weil alle durch den Baum durchschießen können. Im Internet steht, das werde wohl noch gepatcht werden.

Die technischen Fehler stören mich sonst nicht – einmal vor dem Start irgendeiner Mission folgen mir zwei Feuer-Poltergeister in das Zelt und alles dort brennt und lodert, aber niemand nimmt Schaden. Mein Gesichtsfeld ist ständiges Flackern; das ist auch irgendwie lustig. Das Spiel funktioniert okay. Es ist aber enttäuschend, dass die Zone nicht besonders abwechslungsreich aussieht. Manchmal ruft ein Kuckuck. Ich denke an Annemarie und scheppere mit den wenigen Credits und den vielen Schrauben in meiner Tasche. Die Landschaft lädt mich nicht dazu ein, an einer Stelle stehenzubleiben und etwas zu bewundern. Die Farben der Zone sind traurige Braun- und Grautöne, so sieht es in den trockenen Spätwintermonaten aus, wenn es keinen Schnee mehr gibt und die Frühlingsblumen noch nicht blühen.

Die Gewitterstürme in der Zone beeindrucken mich, aber das ist, es tut mir leid, auch alles. Wenn um mich herum der Dreck nach oben geweht wird, sich der Himmel verdunkelt und Blitze einschlagen, drängt sich mir die Zone auf. „There I was, suffocating in the rain but slowly forwards against blasts of wind, under the high-voltage power lines. Every five seconds, a deafening thunderbolt crackled nearby, the blue veins of lightning cutting through the sky’s blackness“ (Markiyan Kamysch: Stalking the Atomic City). Aber es regnet nicht immer, manchmal ist es Tag und manchmal ist es Nacht. Ich laufe zehn Minuten durch verdorrtes Gestrüpp und trinke literweise Red Bull, weil mich das Laufen durch diese faden Brauntöne ermüdet. Von den Energydrinks werde ich hungrig, und ich stopfe wobbeliges Dosenfleisch in mich hinein. Das Fleisch sieht wie Hundefutter aus, wäh. Hunde ekeln mich an.


#5

Am Müllberg treffe ich Richter, und er sagt, dass ich die Aussicht genießen solle, I mean, take a look at that view. In der Entfernung sehe ich Texturen flackern und Objekte aufpoppen und wieder verschwinden. „Rechts von uns lag das Institut, links das sogenannte Pestviertel. […] Die Häuser im Pestviertel standen nackt da, tot. Die Fensterscheiben waren zwar fast überall heil, doch blind vor Schmutz. Wenn man nachts hier durchkroch, konnte man genau das Leuchten und Fluoreszieren im Innern der Gebäude erkennen, so als würde Spiritus brennen, mit kleinen blauen Flammenzungen. Das war die Hexensülze, deren Dämpfe aus den Kellern hochstiegen. Dabei war es, schaute man flüchtig hin, ein Viertel wie jedes andere. Gewiß, die Häuser waren reif für eine Renovierung, doch sonst, vom Fehlen der Bewohner abgesehen, nichts Besonderes“ (Arkadi und Boris Strugazki: Picknick am Wegesrand). Richter sagt, You could find anything you wanted here, Skif: a friend, an enemy, money, death, miracles. Even yourself. Fehlt da nicht etwas in der Aufzählung, Richter? Kennst du We Found Love von Rihanna? Richter? We found love in a hopeless place, ist der Refrain. Was hörst du mit deinen Köpfhörern? Richter wirft mir eine Münze zu, und sagt, if you ever go to Prypiat, the first ride on the Ferris wheel is on me, aber er weiß nicht, dass ich in Prypjat gar nicht mit dem Riesenrad fahren kann, disappointed face emoči.

Richter ist eine eigenartige Figur. Ich weiß nicht, ob er schon in einem anderen Teil von S.T.A.L.K.E.R. vorgekommen ist. And you keep popping up where I go, sagt Skif zu ihm in einer Bar in Rostok. Ich verpasse in einer der ersten Missionen das Treffen mit ihm, weil ich nicht zu Gaffer = Chef, sondern zu Sotow gehe (keine bewusste Entscheidung, ich stand einfach zuerst vor seinem Haus), und treffe Richter zum ersten Mal in der Müllhalde und nicht in Zalissja. Ich bin erstaunt über seine freundschaftliche Vertrautheit. Wer ist das, frage ich mich. Ich denke an Voyaue au bout de la nuit und an Robinson, an Thomas in den Wohlgesinnten , beides mysteriöse Figuren. Céline scheint sein Leben endlich auf die Reihe zu bekommen, aber dann poppt Richter/Thomas/Robinson up, dieser Zwilling, mit heraushängendem Gedärm und Granatensplitter im Bauch, und sagt, er könne kein Ortskundiger mehr sein – und alles wendet sich wieder zum Schlechteren; your shadow crosses mine (Rihanna). Was will Richter?


#6

Im Spätsommer 2023 besuche ich ein Theaterstück, das Motive der Zone aufgreift (aus der Strugazki-Erzählung, dem Tarkowski-Film). Es ist kein Stück auf einer Theaterbühne, sondern eine inszenierte Wanderung. Das Publikum wird vom entlegenen Bahnhof abgeholt und ein Schauspieler bringt uns in den ungepflegten Außenbereich einer alten Biker-Bar, wo Bierbänke aufgestellt sind. Dort soll der Stalker zu uns stoßen. Beim Warten auf den Stalker müssen wir Schnaps trinken, es war noch früher Vormittag. „Ohne das Zeug geht’s bei mir nicht. Wie oft ich auch schon in der Zone war, bei jedem neuen Einsatz brauch’ ich vorher ‘nen Schluck“ (Arkadi und Boris Strugazki: Picknick am Wegesrand). Der Stalker kommt und führt uns zu einem Bus mit verhängten Fensterscheiben, der uns weiter in die Zone bringt. Während der Fahrt sammelt er das Geld ein. Wir sind mehrere Stunden zu Fuß unterwegs und hocken uns mehrmals auf den Boden, wenn ein Segelflieger über uns fliegt (ein kleiner Flugplatz ist in der Nähe). Einmal werden rauchende Autoreifen von einem Hügel heruntergerollt. Wir kriechen durch Buschdickicht, in dem Wäsche aufgehängt ist, – als ob hier Flüchtlinge gelebt hätten, oder jemand, d auf der Suche nach etwas nicht mehr zurückgekommen ist.

In der Zone von S.T.A.L.K.E.R. 2 gibt es keine überraschend von einem Hügel herunterrollenden Autoreifen, es gibt braunes Gras und verdorrte Büsche. Der Professor und die Schriftstellerin, Skif, ich, du, Richter, das ganze Publikum (etwa 30 Personen), wir gehen durch die Zone, warten, machen Fotos, machen Pause, warten zusammen, werfen Requisiten-Schraubenmuttern, weil … warum eigentlich? To find anything you want, wie Richter gesagt hat? Man sagt, dass es in der Zone einen Ort gebe, an dem Wünsche erfüllt werden. Was will ich überhaupt?


#7

Es wird bald klar, dass das mit den Wünschen nur halluziniert ist. Die Zone ist kein Wunschkonzert. Damals, 2007 oder was, im Shadow of Chernobyl, konntest du noch an eingeflüsterte Versprechen über die goldene Kugel glauben, enter the zone oder find Comfort oder die magische Stadt Tar, weil dort, oder im Zentrum, dem Heart of Darkness, wartet der Wunschgönner und der lässt deine Wünsche in Erfüllung gehen. Wenn du hörst, wie dich „der Monolith“ in das Heart of Chornobyl lockt, weil dort Wünsche erfüllt werden, dann ist das ein Psychotrick, oder nicht? Release Date: 2012. Oder doch? S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl — Roadmap for Q2 2025 (14. April 2025): „A-Life/AI Updates“?

Es geht im vierten Kriegsjahr nicht mehr darum, dass Wünsche erfüllt werden. S.T.A.L.K.E.R. 2 ist kein Spiel über Wünsche, es geht um Fraktionen und es geht um Maßstäbe. „Glück für alle, umsonst, niemand soll erniedrigt von hier fortgehn!“ – was heißt das?!?!? „Alle Menschen werden Brüder“, sagt jede Fraktion und es sind immer nur die eigenen Brüder gemeint (auch die vier oder fünf Schwestern, denen man (erstmals?) in der Zone begegnen kann, werden Brüder – wenn sie dazugehören). Das Problem: Das eigene Glück ist oft der anderen Unglück.

Was der Stalker will, ist eigentlich klar; er ist ein Schätzgräber. „So nennen wir […] jene tollkühnen Männer, die auf eigenes Risiko in die Zone eindringen und herausschleppen, was sie nur auftreiben können. Direkt ein neuer Beruf ist das!“ (Arkadi und Boris Strugazki: Picknick am Wegesrand). Der Schatzgräber muss keine Wünsche haben, er muss nur beurteilen können, was ein Schatz ist und was kein Schatz ist. Aber das ist nicht so einfach. Welcher Gegenstand ist es wert ist, aus der Zone herausgeschleppt zu werden? Was ist ein Schatz? Was ist das? Der reichste Mann der Welt streckt seinen Arm zum Hitlergruß nach oben, und sagt später, das sei kein Hitlergruß gewesen, sondern ein römischer Gruß, und ob das jetzt Hitler war oder nicht, schreibs in die Kommentare. Die Zone ist ein Interessenkonflikt, eine Meinungsverschiedenheit. Kurze Zeit und viele Artikel später „Hitlergruß in Fotobox: Polizei ermittelt in Kärnten“ (Marko Petelin, 23. April 2025) und „Jugendliche zeigen Hitlergruß bei Schulball in Kärnten“ (Christiane Canori-Lorenz, 26. April 2025). Wer entscheidet, was etwas ist? Welche Fraktion entscheidet, welcher Gegenstand ein Schatz ist? Wer weiß, was die Zone ist und wer entscheidet, was mit ihr passiert? Wem schließt du dich an?

What is the Chornobyl Zone today? For some people, it’s a horrible memory of their half-forgotten childhood, of their happy Soviet youth, when, in a matter of days, their life shattered into pieces, and they and all their neighbors scattered, hopping on the evacuation buses to search for new homes. For others, the Chornobyl Zone is a pile of radioactive shit cleared away in May 1986. For some, it’s a terra incognita full of myths about zombies and soldiers riding dark green armored vehicles. For others, it’s authorized tours with greedy vendors delivering lofty speeches and making money on spaced-out tourists. For some, it’s the backdrop of a popular computer game about macho men with Kalashnikov rifles who scarf down canned meat and bandage their gunshot wounds amid the fog of early-morning swamps. And still others believe that things are all bad there and see the Zone as a site from the movie Chernobyl Diaries.
In my case, it’s even worse. For me, the Zone is a place to relax. (Markiyan Kamysch: Stalking the Atomic City)

„Manchmal treffen gute Menschen die falschen Entscheidungen. Ich hoffe, dass du die richtige triffst“, sagt Scar = Narbe. „[H]ast du je jemanden getroffen, der wirklich glücklich war?“, fragt Faust. Welche Maßstäbe sind die richtigen? Für die einen ist das ein kühl-glühender, dummer Stein, für die anderen ein wertvolles Artefakt, für die einen ist das eine bulgarische Spionin, für die anderen eine Freiheitskämpferin („The Austrian public prosecutor's request for pre-trial detention of Ms Doncheva was rejected and she was released.“, bbc.com, 24. März 2025), für die einen ist der Krieg gerechtfertigt, für die anderen ein Verbrechen. Andere Maßstäbe führen zu anderen Handlungen, zu einem anderen Leben. Wenn du mit dem Opfer-Blick, dem Victim-Gaze, durch die Welt gehst, siehst du überall Täter. Die Zone sagt: Schau hin, überall Gefahr, und es gibt auch Opfer, die gefährlicher sind als Täter. Der Stalker, zum Beispiel. Der Stalker ist „das nicht festgestellte Wesen“, der Mensch, der Schatzgräber, immer auf der Suche nach den wertvollsten Maßstäben.


#8

Vom Spiel werde ich gequält. Es nimmt kein Ende.

Der Aufenthalt im SIRCAA-Zentrum ist für mich ein Downer. Ich gehe mit dreckigen Schuhen über diesen polierten Steinboden – wo bin ich hier gelandet? Doctor Dalin irritiert mich. Ich vergleiche alles mit Control. Heißt Doctor Dalin wegen Doctor Darling so, wie er heißt? Ich will der Wissenschaft vertrauen, weil ich denke, dass sie gute Maßstäbe liefert, aber lese Feyerabend und er schreibt, „Fachleute sind voll von Vorurteilen, man kann ihnen nicht trauen und muß ihre Empfehlungen genau untersuchen“ (Paul Feyerabend: Erkenntnis für freie Menschen).

Soll ich es zu Ende spielen?

Ich bin 70 Stunden in S.T.A.L.K.E.R. 2 und etliche Hauptmissionen sind noch offen. Ich schaudere.


#9

Wenige Wochen nach dem Kriegsausbruch in Europa, also 2022, kaufe ich mir in Innsbruck das Buch Die Zone oder Tschernobyls Söhne von Markijan Kamysch (Маркіян Камиш). Es liegt in einer Buchhandlung auf einem Tisch mit Literatur aus der Ukraine. Ich mag das Cover, aus dem ein Loch herausgestanzt ist. Ich beginne es noch im Zug zu lesen, und es ist entweder schlecht übersetzt oder schlecht geschrieben. Камиш schreibt über die Zone, und warum sie ihn anzieht. Ich halte die Sprache kaum aus. Ich schenke es meiner Buchhändlerin, die es dann gleich weiterverkauft.

Im vierten Kriegsjahr suche ich für einen Text über S.T.A.L.K.E.R. 2 im Internet nach der englischen Fassung, Stalking the Atomic City: Life Among the Decadent and the Depraved of Chornobyl, und finde sie und bin positiv überrascht. Der Text in der englischen Übersetzung ist zumutbar.

Ich blättere durch The Long Shadow of Chernobyl, den Bildband mit Fotos von Gerd Ludwig, und lese „Nach zwei Jahrzehnten erobert sich die Natur die Geisterstadt zurück.“ Kennst du AA 5: 161 über das moralische Gesetz und die Sterne? „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.“ Was hatte ich behauptet? Vergessen sei „Unglück und Segen zugleich“? Tschornobyl ist Fukushima ist Wahnsinn ist das Weltall ist das moralische Gesetz. Ich glotze in das moralische Gesetz hinein, in die verstrahlte Zone von Tschornobyl, in mich. Ich schaudere, schon wieder. „In these unforgettable moments, wistfulness, lyricism, and whatnot overwhelm you. […] The rust-and-star-colored steel legs of these unknown, sky-high giants make you wince, fall down on the ground, claw at the air, and dream of living next to something this huge“ (Markiyan Kamysch: Stalking the Atomic City).

Ich will wieder zurück in die Zone, aber habe keine Zeit dafür. Ich muss Code schreiben, mich kümmern, ich trauere. Meine Augen sind entzunden. Es gibt viele Dinge, mit denen ich klarkommen muss, ich rede murmelnd mit der Zone.


#10

Ich habe keinen Überblick und so viele Dinge gehen nicht: Ich will in der Zone irgendwo sitzen und eine Zigarette rauchen. Ich will, wenn ich von einer Tour zurückkomme, ausgezehrt und komplett überladen mit Ramsch, der kaum die Reparatur meiner ramponierten Ausrüstung wert ist, in der Bar etwas trinken. Ich möchte, dass meine Schüsse nicht so wirkungslos aussehen. Ich würde gerne mit einem Maschinengewehr auf ein Holzhaus ballern, das dann in sich zusammenfällt. Ich will mit jemandem ein Gespräch führen. Ich will in Rostok mit Vadim Schlüssel schlafen. Nichts davon kann ich machen und „die Zone ist kein Wunschkonzert“. Ich bin wie ein räudiger Hund auf der Suche nach etwas, das ich nicht finde.

Ich lache über die Namen, die – zumindest in der deutschen Untertitelversion – lächerlich klingen, ein ukrainischer Vorname und dann ein random Substantiv als Nachname (https://github.com/booqoffsky/faker-stalker-names).

Ich erschieße Kyrya Schwindler und Iwan Prachtkerl.

S.T.A.L.K.E.R. 2 ist ein Spiel über Männer in Militaryoutfits und mit Gasmaken, die um das Lagerfeuer sitzen und sich das erzählen, was im Internet Dad Jokes genannt wird, es ist nicht lustig, sondern unangenehm zuzuhören, cringe, und die Männer jammern, dass ihnen alles am Arsch gehe, aber sie bleiben doch hier, weil, „Die Zone hat ihre Eigenheiten, aber echte Männer können damit schon umgehen.“ (Oberst Korschunow)

Ich sitze mit Roman Alligator, Oleh Romantiker, und Walko Säure im Theatercafé und sie erzählen mir ihre Geschichten und ich ihnen meine. Wir alle lassen beim Erzählen Details aus, sodass wir die Geschichten gegenseitig nicht ganz verstehen können. „Vielleicht gehört das zum Älterwerden dazu“, sagt Roman Alligator. Wir nicken wissend und bestellen noch ein alkoholfreies Bier. Mir klaut an diesem Abend jemand den Regenschirm, und als ich das Lokal verlasse, muss ich ohne Regenschutz hinaus in die Zone und werde durchnässt.


#11

Nach 93 Stunden habe ich S.T.A.L.K.E.R. 2 abgeschlossen.

Ich denke nicht, dass ich ein gutes Ende erreicht habe, aber – es ist vorbei.

Am Ende von S.T.A.L.K.E.R. 2 geht es um eine Transformation, aber nicht ich verändere mich, sondern die Zone wird zu etwas anderem. Die größenwahnsinnige Interpretation: Die Zone wird zu mir. Kann ich mich in der Zone selbst erkennen? Ist es das, worum es geht? Wer schaut da aus der Zone heraus? Es gibt ein lustiges Meme von einem Kind, das sich einen Backofenrost vor das Gesicht hält, und so etwas sagt wie, Look at me, I am Foucault. „In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor“ (Werner Kofler). „[H]ow does one know the value of freedom if one has never been free?“, fragt der Doktor.

Hast du den Film Human Flow von Ai Weiwei gesehen? Es gibt darin eine Szene, in der ein Tiger, dieses stolze Tier, von oben in einem viel zu kleinen käfigartigen Gehege gefilmt wird, und dann sieht man, wie der Tiger in sein viel zu kleines Gehege hineinscheißt. Stalker heißen nicht Tiger, sie heißen Wolf, aber auch sie sind Gefangene in einem Käfig, der Zone, und wenn sie dort hineinscheißen, wird es im Käfig ein kleines bisschen schlechter. „Die stärksten Käfige sind die in unseren Köpfen“, sagt Richter.


#12

Im Mai 2025 starte ich nach sechs Jahren Pause PlayerUnknown’s BattlegroundsPUBG, Pub-Chi, Babbdi, und spiele eine Runde. In Taego bleibe ich vor einem Fluss stehen, weil er so schön aussieht. Ich bin von der Sichtweite überwältigt. Ich sehe kilometerweit entfernt Gegner, die versuchen, sich hinter Bäumen zu verstecken. Ich bewundere die vom Wind wankenden Bäume im Trailer von Sons of the Forest. Ich erinnere mich an den Lavendelduft in A Plague Tale: Requiem.


#13

Ich lade einen gut fünf Wochen alten Spielstand und bin wieder im Roten Wald. Beim Versuch, S.T.A.L.K.E.R. 2 mit dem anderen Ende abzuschließen, verirre ich mich wieder am Weg ins Neurolabor. Ich muss das Spiel minimieren und auf Utube nachschauen, weil ich den Weg nicht finde. Es nervt. Das Spiel läuft mit Patch 1.3.2 und ich habe kein einziges Eichhörnchen gesehen (vielleicht gibt es in Prypjat keine Eichhörnchen?). Als ich die letzte Schleusentür, die in den Gang zum Labor führt, öffne, stürzt das Spiel ab. Ich sterbe zu oft beim Versuch, das Team Granit zu eliminieren, ich behaupte, dass die Gegner durch die Decke durch schießen, ich laufe durch den Raum und drücke auf die Aktionstaste an den entsprechenden Stellen, wo ein weißer Punkt aufleuchtet.

 

 

Eine redaktionell überarbeitete Fassung des Texts ist auf m10z.de erschienen: https://m10z.de/stalker-2-heart-of-chornobyl.

wie wir uns lieben

von lovebot

wir lieben uns wie
wir lieben uns einzigartig sagen die liebenden doch
wir lieben uns mit bekannten gesten
wir lieben uns mit schon oft gesagten worten
wir lieben uns second hand
wir lieben uns mit der liebe
wir lieben uns mit metaphern
wir lieben uns durch vergleiche
wir lieben uns in den texten anderer
wir lieben uns wir verwechseln uns
wir lieben uns durcheinander ineinander
wir lieben uns wie

Unlesbar

https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R15TP91HIVQIV5/ref=cm_cr_srp_d_rvw_ttl?ie=UTF8&ASIN=3150112869

Das Buch ist unlesbar, wieso? Es wird krampfhaft versucht immer beide Geschlechter zu nennenalso
Wissenschaftler*innen
Keine Frage ich bin für Ausgewogenheit aber dies behindert die Lesbarkeit sehr.
Schade!

die sehnsucht eines lkw-fahrers

gösser biostoff lager
kaugummi
red bull
red bull
take-away-food
weißer spritzer
coffee 2 go
red bull
zigarette
banane
leibwächter kräuter-bitter
labello
die sehnsucht eines lkw-fahrers

Die Top-Gedanken über den Stress von Weihnachten und den Konsumdruck

Tickende Uhren umgeben uns, während wir im endlosen Grimmassentanz der Überforderung gefangen sind. Stress pur! Schmerzlindernde Mittel helfen, aber die Überforderung bleibt, wie Facebook-Memes, die uns überfluten. Der wahre Kampf findet im Kopf statt. Weihnachtseinkäufe bringen Freude und Druck, während „Jetzt Kaufen“-Buttons wie Verführer wirken, die Geld anlocken. Wir sehnen uns nach festlicher Stimmung und Giraffenküssen, um die Hektik zu mildern. Der Wunsch nach Giraffenküssen könnte ironischerweise mehr zur Weihnachtsstimmung beitragen als das echte Geschenk. Im Moment zu leben ist wichtig, während Uhren und Giraffen deine Entscheidungen beobachten. Die flüchtige Natur von Weihnachtskäufen lässt uns nach bedeutungsvollen Momenten im Leben sehnen. Lebe im Moment, auch wenn Giraffen zuschauen!


Die Uhren ticken, als wäre alles ein unendlicher Grimmassen-Shake, nicht? Schmerzmittel helfen nicht gegen diesen Stress. Festplatten umgeben mich wie Facebook-Memes, und ich begehe hier draußen Giraffizid wie ein absoluter Sigmoid. Begrab ein iPhone, als wäre es dein früheres Ich in der Betaversion. Weihnachtsstimmung schleicht sich ein wie Ski-Bidi – die Katzenstreifigkeit verstärkt sich, nicht? „Jetzt kaufen“-Buttons dann so: „Klick mich an, wenn du das Geld hast!“ Zack, weg ist es. Weihnachtseinkäufe machen heiß aufs Familienessen, nicht? Aber leider ist Weihnachten nur einmal im Jahr, nicht? Ich wünsche mir mehr Giraffenküsse und mehr Weihnachtsstimmung. Währenddessen beurteilen in meinem Kopf Uhren und Giraffen stumm meine Lebensentscheidungen. Jemand soll die AirPods anschließen; ich bin raus.


Clocks be ticking like I’m on an infinite Grimace shake, yk? Painkillers ain’t got nothin’ on the grind. Hard disks surrounding me like Ohio memes, and I’m out here committing girafficide like an absolute sigma. Bury that iPhone like it’s my past beta self. Christmas vibes creeping up like skibidi—the mew streak intensifies, yo. ‘Buy now’ buttons be like: “Click me if you got the rizz!” Fast af. Christmas shopping got me edging for them family dinners, ngl. But alas, Christmas is just once a year, fam. Wishing for more gyatt moments and Kai Cenat vibes. Meanwhile in Ohio, clocks and giraffes silently judge my life choices. Somebody cue the AirPods; I’m out.


Clocks strike painkillers surrounded by hard disks
I kill a giraffe
I bury an iPhone

Christmas is coming soon
Christmas is coming

click on buy now wow so fast
Christmas shopping is really chill
too bad Christmas is only once a year


uhren schlagen
schmerztabletten
umzingelt von festplatten

eine giraffe töten
ein iphone bestatten
weihnachten ist bald
weihnachten ist

jetzt auf kaufen klicken wow fertig
christmas shopping ist echt total chillig
schade dass weihnachten nur einmal im jahr ist

fließender übergang zur pornographie
wenn ich mich vor dem spiegel ausziehe
der mond beobachtet mich
grinst und zwinkert wie der zwinkersmiley
der mond die sau

der goldfisch ist kein fisch aus gold
flugblätter fliegen nicht
kettenraucher rauchen keine
ketten der regenbogen biegt
den regen nicht

anrufbeantworter beantworten
keine anrufe nadeln
wachsen nicht am nadelbaum
der geldschein ist echt
wenn er nicht gefälscht ist
worte sind schwindel
wenn sie nicht echt sind

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